Die
Rosenkreuzer-Weltanschauung

von Max Heindel




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III. Der Mensch und die Methode seiner Entwicklung

Lebenstätigkeiten, Gedächtnis und Seelenwachstum

   Bis hierher hat unser Studium der sieben Welten (oder Zustände der Materie) uns gezeigt, daß jede einen bestimm- ten Zweck im Haushalt der Natur erfüllt, und daß Gott - der große Geist, in dem wir wirklich und wahrhaftig "leben, uns bewegen und unser Dasein haben" - jene Kraft ist, die das ganze Weltall mit ihrem Leben durchdringt und erhält. Aber während dieses Leben in jedes Atom der sechs niederen Welten und in alles, was sie enthalten, eindringt und in ihnen wirksam ist, waltet in der siebten, der höchsten, der Dreieini- ge Gott allein.

   Die nächsttiefere, sechste Welt ist die der jungfräulichen Geister. Hier halten sich die Funken der göttlichen Flamme auf, ehe sie ihre lange Pilgerschaft durch die fünf dichteren Welten antreten, um schlummernde innere Kräfte zu dynami- schen Kräften zu entwickeln.

   Wie der Same seine verborgenen Möglichkeiten dadurch offenbart, daß er in die Erde versenkt wird, so werden diese jungfräulichen Geister im Lauf der Zeit, wenn sie die Materie (die Schule der Erfahrung) durchwandert haben, auch göttliche Flammen sein, die aus sich heraus Weltsyste- me erzeugen können.

   Die fünf Welten stellen das Feld für die Evolution des Menschen dar. Die drei niederen oder dichteren sind der Schauplatz seiner gegenwärtigen Entwicklungsphase. Wir wollen nun den Menschen und die fünf Welten, zu denen er durch seine Träger in Beziehung steht, betrachten. Erinnern wir uns, daß zwei dieser Welten in zwei große Abteilungen aufgespalten sind, und daß der Mensch für jede dieser Abteilungen einen Träger besitzt.

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Diagramm 4a: Die siebenfache Zusammensetzung des Menschen

   Im Wachzustand sind diese Träger alle beisammen. Sie durchdringen einander so, wie das Blut, die Lymphe und die anderen Säfte des Körpers einander durchdringen. So kann das Ego in der physischen Welt handeln. Wir als Ego handeln unmittelbar in der feinen Substanz der Region der abstrakten Gedanken, die wir in der Peripherie unserer persönlichen Aura für uns abgesondert haben. Von hier aus werden wir der Eindrücke der Außenwelt gewahr, die durch die Sinne auf den Lebensleib einwirken, zugleich aber auch der Empfindungen und Gefühle, die durch sie im Empfin- dungsleib erzeugt und im Intellekt gespiegelt werden.

   Aus diesen geistigen Bildern ziehen wir in der Substanz der abstrakten Gedankenregion unsere Schlüsse, die zu den betreffenden Dingen in Beziehung stehen. Diese Schlüsse sind Ideen. Vermöge der Willenskraft projizieren wir eine Idee durch den Intellekt, wo sie als Gedankenform konkrete Gestalt annimmt, indem sie aus der Region der konkreten Gedanken Intellektstoff um sich zieht. Der Intellekt ist wie

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Die Sammellinse eines Projektionsapparates. Er projiziert das Bild in einer der drei Richtungen, je nach dem Willen des Denkers, der die Gedankenform beseelt.

1. Dieses Bild kann unmittelbar gegen den Empfindungsleib gerichtet werden, um ein Gefühl zu erzeugen, das zu soforti- gem Handeln führt.

a,Wenn der Gedanke Interesse erweckt, wird eine der Zwillingskräfte - Anziehung oder Abstoßung - hervor- gerufen. Wenn die Zentripetalkraft - die Anziehung - angeregt wird, verstärkt sie den Gedanken, wirbelt ihn in den Emp- findungsleib, verstärkt das Leben des Bildes und bekleidet es mit Empfindungsstoff. Dann kann der Gedanke auf das Äthergehirn wirken und die Lebenskraft durch die geeigneten Gehirnzentren und Nerven zu den willkürli- chen Muskeln treiben, welche die notwendigen Tätigkei- ten ausführen. So wird die Kraft im Gedanken ausgege- ben und das Bild verbleibt im Äther des Lebensleibes als Erinnerung an die Tätigkeit und an das Gefühl, das sie hervorrief.

b,Abstoßung ist eine zentrifugale Kraft, und wenn sie vom Gedanken erweckt wird, entsteht ein Kampf zwischen der geistigen Kraft (dem Willen des Menschen) in der Ge- dankenform und dem Empfindungsleib. Dies ist der Kampf zwischen Gewissen und Begierde, zwischen höherer und niederer Natur. Die geistige Kraft sucht trotz des Widerstandes die Gedankenform in Empfindungsstoff zu kleiden, der nötig ist, um Gehirn und Muskeln zu gebrauchen. Die Abstoßungskraft wird bestrebt sein, das angesammelte Material zu zerstreuen und den Gedanken auszustoßen. Wenn die geistige Energie stark ist, so kann sie ihren Weg zu den Gehirnzentren erzwingen und ihre Bekleidung aus Empfindungsstoff erhalten, während sie sich der Lebenskraft bedient. So erzwingt sie eine Tätigkeit und wird in diesem Fall im Gedächtnis einen lebhaften Eindruck des Kampfes und des Sieges zurück-

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lassen. Wenn die geistige Kraft erschöpft ist, ehe es zur Handlung kam, wird sie durch die Kraft der Abstoßung überwunden und auch dieses Ergebnis wird - wie alle übrigen Gedankenformen - im Gedächtnis aufgespeichert, nachdem sie ihre Kraft ausgegeben hat.

c,Begegnet die Gedankenform hingegen dem tötenden Gefühl der Gleichgültigkeit, so hängt es von der in ihr enthaltenen geistigen Kraft ab, ob sie fähig sein wird, eine Handlung zu erzwingen, oder im rückstrahlenden Äther des Lebensleibes nur einen schwachen Eindruck zurückläßt, nachdem ihre bewegende Kraft erschöpft ist.

2. Wo die mentalen Bilder äußerlicher Einwirkungen keine unmittelbare Handlung erfordern, können sie sofort in den rückstrahlenden Äther projiziert werden, was gleichzeitig mit den Gedanken geschieht, die sie erzeugt haben und die nun zu einem späteren Gebrauch aufbewahrt werden. Der Geist, der durch den Intellekt wirkt, hat unmittelbaren Zutritt zum Speicher des bewußten Gedächtnisses und kann zu jeder Zeit jedes beliebige der dort vorhandenen Bilder erstehen lassen, um es mit neuer geistiger Kraft zu versehen, auf den Empfindungsleib zu projizieren und Handlungen zu ver- anlassen. Sooft nun ein solches Bild benötigt wird, gewinnt es an Lebhaftigkeit, Stärke und Wirksamkeit; es hinterläßt in uns Kraftlinien, welche die betreffenden Handlungen rascher als bei den vorhergehenden Gelegenheiten erzwingen. So entsteht die Erscheinung der Verstärkung und des Anwach- sens der Gedanken durch Wiederholung.

3. Eine dritte Art, Gedankenformen zu verwenden, ist ihre Projektion auf einen anderen Intellekt, um als Suggestion zu wirken, Nachrichten usw. zu übermitteln, wie dies bei der unmittelbaren Gedankenübertragung geschieht. Die Gedanken können auch auf den Empfindungsleib eines anderen Men- schen gerichtet werden, um ihn zu Handlungen zu ver- anlassen, wie dies bei der Fernhypnose der Fall ist. Sie wirken dann genauso, als ob sie die eigenen Gedanken des Opfers wären. Stimmen sie mit seinen Neigungen überein,

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wird das Gedankenbild wie unter Punkt 1.a wirken; sind sie seiner Natur widersprechend, wirken sie so, wie in 1.b oder

1.c beschrieben.

   Wenn die - für eine solche projizierte Gedankenform be- stimmte - Arbeit vollendet ist, oder wenn ihre Kraft in einem vergeblichen Kampf ihr Ziel zu erreichen ausgegeben wurde, strebt sie zu ihrem Urheber zurück und bringt ihm den unauslöschlichen Bericht ihrer Reise mit. Ihr Erfolg oder Mißerfolg prägt sich den negativen Atomen des rückstrahlen- den Äthers im Lebensleib ihres Schöpfers ein, wo sie den Teil der Aufzeichnungen über Leben und Handeln des Denkers bildet, den wir gelegentlich Unterbewußtsein nennen.

   Dieser Teil ist bedeutend wichtiger als das Gedächtnis, zu dem wir bewußten Zutritt haben, denn dieses ist aus unvoll- kommenen und trügerischen Sinneswahrnehmungen zusam- mengesetzt, es ist das willkürliche Gedächtnis oder der be- wußte Verstand.

   Das unwillkürliche Gedächtnis oder Unterbewußtsein tritt auf andere Weise in Erscheinung, obwohl es jetzt noch nicht unter unserer Herrschaft steht. So wie der Äther dem lichtempfindlichen Film im Fotoapparat ein genaues Abbild der umgebenden Landschaft übermittelt und die kleinste Einzelheit festhält, ohne Rücksicht darauf, ob sie der Fotograf wahrgenommen hat oder nicht, so führt der Äther in der Luft, die wir einatmen, ein genaues und ausführliches Bild unserer ganzen Umgebung mit sich; und zwar nicht nur von materiellen Gegenständen, sondern auch von den Zuständen, wie sie zu jedem Augenblick in unserer Aura bestehen. Die leisesten Gedanken, Gefühle und Empfin- dungen werden den Lungen vermittelt, die sie ins Blut weiterbefördern. Das Blut ist eines der höchsten Produkte des Lebensleibes, da es der Träger der Ernährung für jeden Teil des Körpers und der unmittelbare Träger des Ego ist. Die Bilder, die es enthält, werden den negativen Atomen des Lebensleibes eingeprägt, um als Schiedsrichter über das Schicksal des Menschen im Zustand nach dem Tod zu dienen.

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   Das Gedächtnis, das bewußte wie das unterbewußte, bezieht sich vollständig auf die Erfahrungen dieses Lebens. Es besteht aus Eindrücken der Ereignisse auf den Lebensleib. Diese können geändert oder sogar ausgetilgt werden, wie in der Erklärung über die Vergebung der Sünden bemerkt wird, die einige Seiten weiter hinten folgt. Diese Änderung oder Austilgung hängt von der Entfernung der Eindrücke aus dem Äther des Lebensleibes ab.

   Es gibt auch ein überbewußtes Gedächtnis. Es ist der Spei- cher, in dem alle in vergangenen Leben erworbenen Fähig- keiten und Kenntnisse aufbewahrt werden, selbst wenn sie in diesem Leben latent sein sollten. Diese Aufzeichnungen sind dem Lebensgeist unauslöschlich eingegraben. Es äußert sich gewöhnlich - jedoch nicht im vollen Maß - als Gewissen und Charakter, die alle Gedankenformen beseelen. Manchmal wirkt das überbewußte Gedächtnis auch als Ratgeber und erzwingt oft mit unwiderstehlicher Kraft Handlungen, sogar der Vernunft und der Empfindung zuwider.

   Bei vielen Frauen, deren Lebensleib positiv ist, sowie bei fortgeschrittenen Menschen beiderlei Geschlechts, deren Lebensleib durch ein reines und heiliges Leben, durch Gebete und Konzentration empfänglich gemacht wurde, steht das dem Lebensgeist innewohnende, überbewußte Gedächtnis zuweilen bis zu einem gewissen Maß über der Notwendig- keit, sich in Gedanken- und Empfindungsstoff zu kleiden, um Handlungen zu erzwingen. Es muß sich nicht immer der Gefahr aussetzen, der Vernunft unterworfen und von ihr vielleicht unterdrückt zu werden. Manchmal drückt es sich in Form von Intuitionen oder innerer Belehrung unmittelbar durch den rückstrahlenden Äther des Lebensleibes aus.

   Je bereitwilliger wir lernen, es als solches zu erkennen und seinen Anordnungen zu folgen, um so öfter wird es zu unserem ewigen Wohl zu uns sprechen.

   Durch ihre Tätigkeit während des Wachens zerstören der Empfindungsleib und der Intellekt unausgesetzt den dichten Träger. Jeder Gedanke, jede Bewegung zerstört sein Gewebe. Andererseits jedoch ist der Lebensleib beständig bestrebt, die Harmonie wiederherzustellen und aufzubauen, was die anderen Träger niedergerissen haben. Dennoch ist er nicht

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imstande, dem machtvollen Ansturm der Impulse und Gedanken vollständig zu widerstehen.

   Er verliert nach und nach an Boden und schließlich kommt eine Zeit, in der er zusammenbricht. Seine "Prismen" schrumpfen sozusagen ein. Der Lebensstrom fließt nicht länger in genügender Menge durch die Nerven, der Körper wird schläfrig. Der Denker wird dadurch in seiner Tätigkeit gehindert und gezwungen, sich zurückzuziehen. Er nimmt dabei den Empfindungsleib mit sich. Dieses Zurückziehen der höheren Träger hinterläßt den vom Lebensleib durch- drungenen dichten Körper in jenem bewußtlosen Zustand, den wir Schlaf nennen.

   Und doch ist der Schlaf keineswegs ein so untätiger Zustand wie man allgemein annimmt. Wenn es so wäre, befände sich der Körper beim Erwachen am Morgen in der gleichen Verfassung wie am Abend beim Einschlafen, seine Müdigkeit wäre dieselbe. Im Gegenteil, der Schlaf ist eine Zeit intensiver Tätigkeit, und je lebhafter sie ist, um so größer ist ihr Wert, denn sie scheidet die Gifte aus, welche sich aus dem Gewebe bilden, das durch die intellektuelle und physische Tätigkeit des Wachzustandes zerstört wurde. Die Gewebe werden wieder aufgebaut und der Rhythmus des Körpers erneuert. Je vollständiger diese Arbeit getan wird, desto größer ist die Wohltat, die dem Schlaf entspringt.

   Die Empfindungswelt ist ein Ozean der Weisheit und Harmonie. In sie bringt das Ego zunächst den Intellekt und den Empfindungsleib, wenn die niederen Träger im Schlaf verlassen wurden. Die erste Bemühung des Ego ist, die Harmonie und den Rhythmus des Intellekts und des Empfin- dungsleibes wiederherzustellen. Diese Wiederherstellung vollzieht sich nach und nach, sobald sie die harmonischen Schwingungen der Empfindungswelt durchfluten. In der Empfindungswelt gibt es eine Essenz, die dem Lebensstrom entspricht, der den dichten Körper vermittels des Lebens- leibes durchflutet. Die höheren Träger tauchen sozusagen in diesem Lebenselixier unter. Wenn sie wieder gestärkt sind, beginnen sie ihre Tätigkeit am Lebensleib, der beim schla- fenden dichten Körper zurückgelassen wurde. Dann beginnt der Lebensleib die Sonnenenergie aufs neue abzusondern und

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baut den dichten Körper wieder auf, wobei er sich beim Wiederherstellungsprozeß hauptsächlich des chemischen Äthers als seines Vermittlers bedient.

   Diese Tätigkeit der verschiedenen Träger während des Schlafes ist es, welche die Grundlage für die Arbeit des folgenden Tages bildet. Ohne sie gäbe es kein Wieder- erwachen, denn das Ego müßte seine Träger verlassen, die wegen ihrer Müdigkeit nutzlos geworden sind. Würde die Arbeit, diese Müdigkeit zu beseitigen, nicht getan, so blieben die Körper schlafend, wie dies manchmal im natürlichen Trancezustand der Fall ist. Gerade wegen dieser ausgleichen- den, wiederaufbauenden Tätigkeit bewahrt der Schlaf die Gesundheit besser als der Arzt oder die Arznei. Ein bloßes Ausruhen läßt sich nicht mit dem Schlaf vergleichen. Nur während die höheren Träger in der Empfindungswelt weilen, erfolgt eine völlige Ausscheidung der Abfälle und ein Einströmen der wiederaufbauenden Kraft. Es ist wahr, daß während der Ruhe der Lebensleib in seiner Arbeit nicht durch Gewebe gehindert wird, die durch tätige Bewegung und gespannte Muskeln zerstört werden, aber immerhin muß er noch mit der verwüstenden Kraft der Gedanken kämpfen und erhält auch nicht die durch den Empfindungsleib von außen kommende, wiederaufbauende Kraft, wie es während des Schlafes geschieht.

   Es kommt jedoch öfter vor, daß sich der Empfindungsleib nicht völlig zurückzieht, so daß ein Teil von ihm mit dem Lebensleib - dem Träger der Sinneseindrücke und des Gedächtnisses - in Verbindung bleibt. Das Ergebnis ist, daß die Wiederherstellung nur teilweise vor sich geht und daß die Szenen und Handlungen der Empfindungswelt als Träume in unser physisches Bewußtsein eintreten. Natürlich sind die meisten Träume verworren, da die Achse der Wahrnehmung verschoben ist durch die unkorrekte Ver- bindung der beiden Körper. Auch das Gedächtnis wird durch das nicht übereinstimmende Verhältnis der Träger zueinander verwirrt, und als Folge des Mangels der wiederherstellenden Kraft ist ein traumerfüllter Schlaf ruhelos, so daß sich der Körper beim Erwachen müde fühlt.

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Diagramm 5: Die zehnfache Zusammensetzung des Menschen

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   Während des Lebens wirkt der dreifache Geist, das Ego, durch und im dreifachen Körper, mit dem er durch das Bindeglied des Intellekts verbunden ist. Diese Tätigkeit bringt die dreifache Seele ins Dasein, denn sie ist das vergeistigte Produkt des Körpers. So wie geeignete Nahrung den Körper im materiellen Sinn aufbaut, befördert die Tätigkeit des Geistes, die als richtiges Handeln zutage tritt, im dichten Körper das Wachstum der Bewußtseinsseele. So wie die Kräfte der Sonne im Lebensleib tätig sind und ihn ernähren, damit er auf den dichten Körper einwirken kann, so fördert die Erinnerung an Taten des dichten Körpers, an Empfindungen und Gefühle des Empfindungsleibes sowie an Gedanken und Ideen im Intellekt, das Wachstum der Ver- standesseele. Ebenso formen die höchsten Empfindungen und Erregungen des Empfindungsleibes die Empfindungsseele.

   Diese dreifache Seele steigert das Bewußtsein des dreifa- chen Geistes.

   Die Empfindungsseele als Extrakt des Empfindungsleibes vermehrt die Wirksamkeit des menschlichen Geistes, der das geistige Doppelbild des Empfindungsleibes ist.

   Die Verstandesseele vermehrt die Kraft des Lebensgeistes, weil sie dem Lebensleib entzogen wird, der das materielle Doppelbild des Lebensgeistes ist.

   Die Bewußtseinsseele vermehrt das Bewußtsein des gött- lichen Geistes, weil sie der Extrakt des dichten Körpers ist, dem Doppelbild des göttlichen Geistes.

Tod und Fegefeuer

   So sät und baut der Mensch, bis der Augenblick des Todes naht. Dann ist die Zeit zu säen, zu wachsen und zu reifen vorüber. Die Erntezeit ist angebrochen und die Skelettgestalt des Todes erscheint mit Stundenglas und Hippe. Das ist ein treffliches Sinnbild. Das Skelett symbolisiert den relativ dauernden Teil des Körpers. Die Sense repräsentiert die Tatsache, daß dieser dauernde Teil, der jetzt vom Geist geerntet werden soll, die Frucht des Lebens ist, das nun

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seinem Ende zugeht. Das Stundenglas in seiner Hand zeigt an, daß die Stunde nicht schlägt, bevor die Zeit in Überein- stimmung mit unabänderlichen Gesetzen erfüllt ist.

   Wenn dieser Augenblick eintritt, findet eine Trennung der Träger statt. Da für die gegenwärtige Zeit das Leben in der physischen Welt beendet ist, braucht der Mensch seinen dichten Körper nicht mehr länger zurückzubehalten. Der Lebensleib, der, wie wir erklärt haben, auch der physischen Welt angehört, tritt durch den Kopf aus dem Körper aus und läßt den dichten Körper unbelebt zurück.

   Man kann beobachten, wie die höheren Träger - der Lebensleib, der Empfindungsleib und der Intellekt - den dichten Körper in spiralförmiger Bewegung verlassen. Mit ihnen geht die Seele eines dichten Atoms. Es ist nicht das Atom selbst, sondern die Kräfte, die durch es wirkten. In dieses besondere Atom wurden die Erfahrungen eingeprägt, die während des eben beendeten Lebens gemacht wurden. Während alle anderen Atome des menschlichen Körpers immerfort erneuert wurden, ist dieses eine Atom unverändert geblieben. Es hat nicht nur diesem Leben standgehalten, sondern es hat einen beständigen Teil jedes dichten Körpers gebildet, dessen sich ein einzelnes Ego jemals bediente. Es wird beim Tod nur zurückgezogen, um beim Anbruch eines neuen physischen Lebens wieder als Kern zu dienen, um den sich ein neuer dichter Körper zur Benutzung für dasselbe Ego bildet.

   Darum heißt es "Keimatom" (seed-atom). Während des Lebens sitzt das Keimatom in der linken Herzkammer, nahe der Spitze. Beim Tod steigt es auf dem Weg des pneumo- gastrischen Nervs zum Gehirn und verläßt den dichten Körper zusammen mit den höheren Trägern durch die Nähte zwischen dem Scheitel- (os parietale) und Hinterhauptbein.

   Wenn die höheren Träger den dichten Körper verlassen haben, so sind sie mit ihm noch durch eine dünne, glän- zende, silbrige Schnur verbunden, die zwei geschriebenen

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Sechsen sehr ähnlich ist, von denen eine aufrecht, die andere verkehrt steht und die am Ende ihrer Haken aneinanderhän- gen.

Diagramm 5a: Die Silberschnur

Ein Ende ist durch das Keimatom mit dem Herzen ver- bunden. Beim Brechen des Keimatoms hört das Herz auf zu schlagen. Die Schnur selbst wird nicht abgeschnitten, ehe nicht das Panorama des vergangenen Lebens, das im Lebens- leib enthalten ist, überblickt wurde. Es ist wichtig darauf zu achten, daß der Körper nicht früher als drei Tage nach dem Tod verbrannt oder einbalsamiert wird. Solange der Lebens- leib in Verbindung mit den höheren Trägern ist, und sie mit dem dichten Körper noch durch die Silberschnur zusammen- hängen, wird jede Leichensektion oder Verletzung des dichten Körpers nach dessen Ableben noch in gewissem Grad vom Menschen empfunden.

   Besonders die Verbrennung sollte in den ersten drei Tagen nach dem Tod vermieden werden, weil sie den Lebensleib zerstört, der solange unverletzt bleiben sollte, bis das Pano- rama des vergangenen Lebens in den Empfindungsleib eingraviert wurde.

   Die Silberschnur bricht an der Stelle, an der sich die beiden Sechsen vereinigen. Die eine Hälfte verbleibt beim dichten

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Körper und die andere bei den höheren Trägern. Erst von dem Augenblick an, wo die Schnur reißt, ist der dichte Körper ganz tot.

   Anfang 1906 machte Dr. McDougall im General Hospital of Massachusetts eine Reihe von Versuchen, um - wenn möglich - festzustellen, ob etwas für gewöhnlich nicht Sicht- bares den Körper beim Tod verlasse. Zu diesem Zweck konstruierte er eine Waage, die auf Unterschiede von etwa 3 g reagierte.

   Der Sterbende und sein Bett wurden auf eine Seite der Waage gebracht und auf die andere die entsprechenden Ge- wichte. In jedem einzelnen Fall konnte man feststellen, daß im Augenblick, als der Sterbende seinen letzten Seufzer tat, die Waagschale mit den Gewichten überraschend schnell sank, wogegen die Waagschale mit dem Bett und dem Toten sich hob. Es zeigte sich dadurch, daß etwas Unsichtbares, jedoch Wägbares, den Körper verlassen hatte. Daraufhin verkündeten alle Zeitungen, daß McDougall "die Seele abgewogen" habe.

   Die Okkultisten begrüßen jede Entdeckung der modernen Wissenschaft mit Freuden, da sie unabänderlich bestätigt, was die okkulte Wissenschaft schon lange lehrt. Die Expe- rimente Dr. McDougalls wiesen endgültig nach, daß beim Tod irgendetwas, dem gewöhnlichen Auge Unsichtbares, den Körper verläßt, so wie dies die geübten Hellseher geschaut hatten und wie es, Jahre vor der Entdeckung Dr. McDou- galls, in Vorträgen und in der Fachliteratur gelehrt wurde.

   Aber dieses unsichtbare "Etwas" ist nicht die Seele, son- dern etwas davon Grundverschiedenes. Die Berichterstatter unterliegen einem Trugschluß, wenn sie annehmen, daß es der Wissenschaft gelang, die Seele abzuwägen. Die Seele gehört höheren Reichen an und kann nicht gewogen werden, selbst wenn die Waage auf Unterschiede von einem Million- stel Getreidekorn reagieren würde und nicht nur auf 3 g. Es war der Lebensleib, den der Gelehrte abwog. Der Lebensleib

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besteht aus vier Ätherarten und diese gehören der physischen Welt an.

   Wie wir gesehen haben, wird eine gewisse Menge dieser Ätherarten dem Äther "überlagert", der die Atome des menschlichen Körpers umhüllt; er ist hier während des phy- sischen Lebens gefesselt, wobei er in ganz geringem Maß das Gewicht der Pflanzen, Tiere und Menschen vergrößert. Beim Tod entflieht er. Daher auch die Gewichtsverminde- rung, die Dr. McDougall feststellte, nachdem der Mensch verschied, mit dem er experimentierte.

   Dr. McDougall versuchte seine Waage-Experimente auch an sterbenden Tieren. Es ergab sich keine Verminderung des Gewichts, obwohl einer der Hunde ein großer Bernhardiner war. Daraus schloß man, daß Tiere keine Seele haben. Aber ein wenig später experimentierte Prof. La V. Twinigg, Vorstand der wissenschaftlichen Abteilung der Politechni- schen Schule in Los Angeles, mit Mäusen und Küken, die er in hermetisch versiegelte Glasflaschen einschloß. Seine Waage war die empfindlichste, die man seinerzeit kon- struieren konnte. Sie war sogar in einem Glaskasten einge- schlossen, aus dem jede Feuchtigkeit entfernt wurde. Dabei fand man, daß alle beobachteten Tiere beim Tod an Gewicht verloren.

   Eine Maus von ziemlicher Größe, die 12,886 Gramm wog, verlor beim Tod plötzlich 3,1 Milligramm an Gewicht. Bei einem anderen Experiment verlor ein Küken 100 Milli- gramm, und bei seinem letzten Hauch plötzlich nochmals 60 Milligramm. Nachher verlor es langsam durch Verdunstung an Gewicht.

   So wurden die Lehren der okkulten Wissenschaft in bezug auf den Lebensleib der Tiere ebenfalls bestätigt, durch die Verwendung entsprechend feiner Waagen; und jener Fall, bei dem der auf der verhältnismäßig groben Waage gewogene Bernhardiner bei seinem Sterben nicht an Gewicht verlor, beweist nur, daß Tiere einen entsprechend leichteren Lebens- leib als Menschen haben.

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   Wenn die "Silberschnur" im Herzen gebrochen ist und der Mensch von seinem dichten Körper erlöst wurde, kommt für das Ego ein Augenblick von höchster Wichtigkeit. Man kann es den Verwandten eines sterbenden Menschen nicht ernst genug einprägen, daß es ein großes Verbrechen gegen die Hinscheidenden ist, sich in lautem Kummer und Wehklagen zu ergehen, denn gerade dann ist der Sterbende mit einer Angelegenheit von größter Wichtigkeit beschäftigt. Ein großer Teil des Wertes, den ein vergangenes Leben hat, hängt davon ab, wie viel Aufmerksamkeit die Seele dieser Angelegenheit zuwenden kann. Das wird klarer werden, wenn wir das Leben des Menschen in der Empfindungswelt betrachten.

   Auch ist es dem Sterbenden gegenüber ein großes Ver- brechen, Reizmittel anzuwenden, welche die höheren Träger mit einem Ruck in den dichten Körper zurückzwingen und so dem Menschen einen starken Schlag versetzen. Es ist keine Folterqual hinzuscheiden, aber es ist tatsächlich eine Folterqual zu fortgesetzten Leiden zurückgezerrt zu werden. Einige Abgeschiedene erzählten Forschern, daß sie auf diese Weise stundenlang sterben mußten. Sie hatten ihre Ver- wandten inständigst gebeten, ihre verfehlte Güte einzustellen und sie sterben zu lassen.

   Sobald der Mensch vom dichten Körper befreit ist, der wie ein schweres Bleigewicht an seiner geistigen Kraft hing (so wie in unserem früheren Beispiel der Handschuh an der Hand des Musikers), kehrt seine geistige Kraft in gewissem Maß zurück und er kann die Bilder im negativen Pol des rückstrahlenden Äthers lesen, der einen Teil des Lebensleibes bildet und der Sitz des unterbewußten Gedächtnisses ist.

   Vor seinem Blick zieht sein ganzes vergangenes Leben wie ein Panorama vorüber, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Zuerst erscheinen die Ereignisse der Tage, die dem Tod unmittelbar vorangingen, und so schreitet er zurück durch Mannes- oder Frauenalter, durch Jugend, Kindheit und Säuglingsalter. Alles ist in diesem Gedächtnis aufbewahrt.

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   Vor diesem Panorama seines vergangenen Lebens steht der Mensch als Zuschauer. Er sieht die vorübergleitenden Bilder, die sich seinen höheren Trägern einprägen. Sie rufen jedoch in diesem Augenblick keine Empfindung in ihm hervor. Das ist seinem Eintritt in die Empfindungswelt vorbehalten, welche die Welt der Gefühle und Erregungen ist. Gegen- wärtig befindet er sich aber in der Ätherregion der physi- schen Welt.

   Dieses Panorama dauert von einigen Stunden bis zu einigen Tagen, was von der Länge der Zeit abhängt, während derer der Mensch, wenn nötig, wach bleiben kann. Einige Men- schen können nur 12 Stunden wach bleiben, andere, wenn es sein muß, mehrere Tage lang. Sein Panorama dauert in jedem Fall so lange, wie er fähig ist wach zu bleiben.

   Dieses Abbild des Lebens nach dem Tod gleicht dem, das man auch während des Ertrinkens oder des Fallens von einer Höhe erfährt. In solchen Fällen verläßt der Lebensleib auch den dichten Körper, und der Mensch sieht sein Leben blitzartig an sich vorüberziehen, denn er verliert sein Bewußtsein augenblicklich. Natürlich ist dann die Silber- schnur nicht abgebrochen, sonst gäbe es kein Wiederaufle- ben.

   Wenn der Lebensleib die Grenze seiner Kräfte erreicht hat, bricht er zusammen, so wie das bei der Erscheinung des Schlafes beschrieben wurde. Solange das Ego während des physischen Lebens seine Träger lenkt, ist dieses Zusammen- brechen der Abschluß des Wachzustandes; nach dem Tod jedoch beschließt dieses Zusammenbrechen des Lebensleibes das Panorama des Lebens und zwingt den Menschen zum Eintritt in die Empfindungswelt. Die Silberschnur bricht an der Stelle der Vereinigung der beiden "Sechsen" (siehe Diagramm 5a) und es erfolgt dieselbe Trennung, wie sie während des Schlafes stattfindet, nur mit dem wichtigen Unterschied, daß der Lebensleib - obwohl zum dichten Körper zurückkehrend - ihn nicht mehr durchdringt, sondern einfach über ihm schwebt. Er schwebt über dem Grab hin und her und löst sich gleichzeitig mit dem dichten Körper auf.

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   Aus diesem Grund ist für den Hellseher ein Friedhof ein grauenerregender Anblick. Könnten dies außer ihm auch noch andere Menschen sehen, so brauchte man nicht viel zu argumentieren, um die gegenwärtige, unhygienische Metho- de, die Toten zu beerdigen, mit der viel vernünftigeren des Verbrennens zu vertauschen, welche die Elemente augen- blicklich in ihren Urzustand zurückführt, ohne daß sie die widerlichen Begleiterscheinungen des langsamen Zerfalls hervorruft.

   Beim Verlassen des Lebensleibes ist der Vorgang im großen und ganzen so wie beim Aufgeben des dichten Körpers. Auch hier werden einem Atom die Lebenskräfte entzogen, um als Kern für den Lebensleib einer zukünftigen Inkarnation zu dienen. So bringt der Mensch bei seinem Eintritt in die Empfindungswelt neben Empfindungsleib und Intellekt das Keimatom des dichten Körpers und des Lebens- leibes mit.

   Könnte der sterbende Mensch all sein Verlangen zurück- lassen, würde sein Empfindungsleib sehr rasch von ihm abfallen und ihm die Freiheit geben, um in die himmlische Welt fortschreiten zu können. Das ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Die meisten Menschen, namentlich solche, die im Frühling ihres Lebens sterben, werden noch durch viele Bande und Interessen an das Erdenleben gefesselt. Ihre Empfindungen haben sich durch das Hinscheiden ihres dichten Körpers nicht verändert. Ja, oftmals verstärken sich ihre Begierden noch durch ein heftiges Sehnen (in die physische Welt) zurückzukehren. Das hat zur Folge, daß sie sich dadurch auf eine sehr unangenehme Weise an die Empfindungswelt binden, obwohl ihnen das unglücklicher- weise nicht bewußt wird. Alte Menschen aber und solche, die durch lange Krankheit sehr geschwächt und des Lebens müde sind, gehen sehr schnell durch die Empfindungswelt hindurch.

   Ein Vergleich mit einem Kern, der sehr leicht aus der reifen Frucht fällt, wobei nichts vom Fleisch an ihm haften bleibt, möge die Sache veranschaulichen. Der unreife Kern hängt mit äußerster Zähigkeit am Fruchtfleisch. Menschen, die auf der Höhe ihrer physischen Gesundheit und Stärke

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durch einen Unglücksfall gezwungen werden, ihren Körper zu verlassen, sterben ganz besonders schwer, da sie noch in zahllose Angelegenheiten des physischen Lebens verwickelt waren und weil sie durch die Bande der Ehe, der Familie, der Verwandten, der Freunde, des sich Hingebens an Geschäfte und Vergnügungen gehalten wurden.

   Der Selbstmörder, der dem Leben zu entfliehen sucht, wird nur finden, daß er so lebendig ist wie immer; sein Zustand ist der bedauernswürdigste. Er ist imstande, die zu be- obachten, denen er vielleicht durch seine Tat Schande brachte. Das Schlimmste von allem aber ist, daß er ein unausprechliches Gefühl des "Ausgehöhltseins" hat. Der Teil seiner eiförmigen Aura, den sein dichter Körper bisher einnahm, ist leer. Wenn auch der Empfindungsleib die Form des abgeschiedenen dichten Körpers angenommen hat, hat der Mensch doch das Gefühl, eine leere Schale zu sein. Das kommt daher, weil der schöpferische Urtypus des Körpers in der Region der konkreten Gedanken als leere Hülse so lange fortwirkt, als der physische Körper gelebt haben würde. Stirbt ein Mensch eines natürlichen Todes, wenn auch in der Blüte des Lebens, so hört auch die Tätigkeit des Urtypus auf. Dem paßt sich der Empfindungsleib an und füllt die Form ganz aus. Im Falle eines Selbstmordes bleibt jedoch das entsetzliche Gefühl des "Leerseins" bestehen, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der natürliche Tod eingetreten wäre.

   Solange der Mensch seine an der Erde haftenden Emp- findungen beibehält, muß er in seinem Empfindungsleib bleiben, und da der Fortschritt des Individuums es erfordert, daß es in höhere Regionen eingehe, muß der Aufenthalt in der Empfindungswelt natürlich reinigend wirken; er muß ihn von seinen ihn fesselnden Begierden befreien. Wie das vor sich geht, wird am besten an einigen Schulbeispielen erläutert.

   Der Geizhals, der auf Erden sein Gold liebte, liebt es nach dem Tod genauso. Er kann aber nun in der Empfindungswelt kein weiteres Gold mehr erwerben, da ihm der dichte Körper fehlt, um es zusammenzuscharren und - was am schlimmsten ist - er kann nicht einmal das behalten, was er während seines vergangenen Lebens angehäuft hatte. Vielleicht wird

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er zu seinem Geldschrank gehen, um sich dort hinzusetzen und sein geliebtes Gold und seine Aktien zu bewachen. Nun kommen aber die Erben, scherzen über den "geizigen alten Narren" (den sie nicht sehen, der sie aber sehr wohl sieht und hört), und öffnen seinen Geldschrank. Er wirft sich zwar über sein Gold, um es zu beschützen, aber sie stecken ihre Hände durch ihn hindurch, wissen nichts von seiner Anwe- senheit, kümmern sich auch nicht darum und gehen dann hin, um seinen Schatz auszugeben, während er in Kummer und ohnmächtiger Wut leidet.

   Er leidet schwer, denn seine Leiden sind um so schreck- licher, weil sie vollkommen mentaler Art sind. Der dichte Körper dämpft solche Leiden einigermaßen. In der Empfin- dungswelt jedoch haben diese Leiden freies Spiel und der Mensch leidet, bis er zur Einsicht kommt, daß sein Geld ein Fluch sein kann. So söhnt er sich nach und nach mit seinem Los aus und wird endlich von seinem Empfindungsleib erlöst. Erst dann ist er bereit, weiterzugehen.

   Oder man nehme den Fall eines Trinkers. Er liebt berau- schende Getränke nach seinem Tod genauso wie vorher. Nicht der dichte Körper giert nach Getränken, denn er wird durch den Alkohol nur krank und würde ihn lieber meiden. Vergebens wehrt er sich auf verschiedene Weise gegen die Aufnahme von Alkohol. Der Empfindungsleib des Trunken- bolds lechzt nach alkoholischen Getränken und zwingt den dichten Körper, sie aufzunehmen, damit er das Vergnügen der erhöhten Schwingungen genießen kann. Die Begierde bleibt nach dem Tod des dichten Körpers, aber der Empfin- dungsleib des Trunkenbolds hat nun weder einen Mund zum Trinken noch einen Magen, um die Getränke zu behalten. Vielleicht - ja gewiß sogar - begibt sich der Alkoholiker in Wirtshäuser, wo er seine Träger in die Körper der Trinken- den zwängt, damit er das Lustgefühl der erhöhten Schwin- gungen wenigstens durch Übertragung genießen kann. Aber diese Empfindung ist zu schwach, um ihm Vergnügen zu bereiten. Er begibt sich auch in Whiskyfässer, was aber ebenso nutzlos ist, weil im Faß nicht dieselben Dünste entstehen, wie sie von den Verdauungsorganen eines Trin- kers erzeugt werden. Er verspürt keine Wirkung und gleicht

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einem Mann, der in einem offenen Boot im Ozean schwimmt. "Wasser, überall Wasser, aber kein Tropfen zum Trinken"; er leidet Qualen. Mit der Zeit jedoch lernt er die Erfolglosigkeit seines Sehnens erkennen, und - wie so viele der Begierden in unserem Erdenleben - sterben diese alle in der Empfindungswelt an der Unmöglichkeit, sie zu befriedi- gen. Wenn der Trinker sich geläutert hat, so ist er - wenig- stens was dieses Laster betrifft - bereit, diesen Zustand des "Fegefeuers" zu verlassen und in die himmlische Welt ein- zugehen.

   Hieraus ersehen wir, daß es kein rächender Gott ist, der Fegefeuer oder Hölle für uns schafft, sondern daß es unsere eigenen üblen Gewohnheiten und Taten sind. Der Heftigkeit unserer Begierden entspricht auch die Länge der Zeit und die Intensität der Leiden, die wir zu ihrer Austilgung benötigen. Im erwähnten Fall wäre es für den Trunkenbold kein Leid gewesen, seinen weltlichen Besitz zu verlieren. Selbst wenn er Schätze besaß, hing er nicht an ihnen. Es hätte auch den Geizhals nicht geschmerzt, keine berauschenden Getränke genießen zu können. Man kann mit Sicherheit behaupten, daß ihn der Mangel jedes trinkbaren Tropfens auf der Erde gleichgültig gelassen hätte. Der Geizhals sorgte sich um sein Gold, der Trunkenbold gierte nach berauschenden Getränken, und darum gab das unfehlbare Gesetz jedem, was zur Befreiung von seinen Begierden und Lastern dienlich war.

   Dies ist das Gesetz, das durch die Sense des Schnitters Tod symbolisiert wird, jenes Gesetz, das da sagt: "Was immer der Mensch sät, das soll er auch ernten." Es ist das Gesetz der Ursache und Wirkung, das alle Dinge der drei Welten beherrscht, dem jedes Naturreich unterworfen ist: das physische, das moralische und das geistige. Überall wirkt es unerbittlich, es gleicht alles aus, es stellt das Gleichgewicht wieder her, wo auch immer die kleinste Handlung eine Störung hervorgerufen hat, wie es ja schließlich eine jede Handlung tun muß. Die Wirkung kann sich unmittelbar zeigen, sie kann nach Jahren oder erst nach Leben eintreten, aber irgendwann und irgendwo erfolgt gerechte und aus- gleichende Wiedervergeltung.

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   Der Schüler muß besonders darauf achten, daß die Tätig- keit dieses Gesetzes vollkommen und unpersönlich ist. In der Natur gibt es weder Lohn noch Strafe, alles ist die Folge eines unabänderlichen Gesetzes. Die Wirkungsweise dieses Gesetzes wird im nächsten Kapitel eingehender erklärt werden, wo wir es in Verbindung mit einem anderen großen, kosmischen Gesetz finden, das auch in die Entwicklung des Menschen eingreift. Das Gesetz, das wir jetzt betrachten, heißt: das Gesetz der Ursache und Wirkung.

   In der Empfindungswelt reinigt es den Menschen von seinen Begierden, gleicht seine Schwächen und Laster aus, die ihn am Fortschritt hindern, und läßt ihn zu diesem Zweck in der Art leiden, die diesen Erfolg am ehesten herbeiführt. Wenn er andere leiden ließ oder ungerecht behandelte, wird mit ihm ebenso verfahren werden.

   Es muß aber bemerkt werden, daß ein lasterhafter oder ungerechter Mensch, der seine Laster überwand oder bereute, und seine Ungerechtigkeit so weit als möglich wieder- gutgemacht hat, durch solche Reue, Besserung oder Wieder- gutmachung sich von diesen besonderen Lastern und bösen Taten befreit hat. Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt, und die Lehre ist in diesem Erdenleben aufgenommen worden, wodurch nach dem Tod die Ursache zum Leiden fehlt.

   In der Empfindungswelt vergeht das Leben ungefähr dreimal so schnell wie in der physischen Welt. Ein Mensch, der in der physischen Welt fünfzig Jahre alt geworden ist, würde dieselben Ereignisse in der Empfindungswelt in ungefähr 16 Jahren durchleben. Dies ist jedoch nur allgemein der Fall. Es gibt Menschen, die in der Empfindungswelt viel länger leben, als die ihnen zugemessene Spanne an Zeit in der physischen Welt betrug. Andere, deren Leben von weni- gen groben Begierden erfüllt war, durchlaufen die Empfin- dungswelt in viel kürzerer Zeit, aber das oben angegebene Maß stimmt fast für alle Durchschnittsmenschen der Ge- genwart.

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   Erinnern wir uns, daß beim Verlassen des dichten Körpers das vergangene Leben in Bildern vorüberzieht, der Mensch aber in diesem Augenblick kein Empfinden dafür besitzt.

   Auch während des Lebens in der Empfindungswelt laufen diese Lebensbilder wie vorher in umgekehrter Reihenfolge ab. Dabei aber hat nun der Mensch soviele Gefühle, wie er nur haben kann, während die Szenen eine nach der anderen vorüberziehen. Er durchlebt nun jeden Augenblick seines Lebens nochmals. Wenn er zu einem Punkt kommt, an dem er einem Menschen Unrecht getan hat, so empfindet er dieses Unrecht ebenso, wie der betreffende Mensch es empfand. Er durchlebt allen Kummer und Schmerz, den er anderen verursachte, und lernt dabei, wie schmerzlich die Verletzung und wie schwer zu ertragen der Kummer war, den er schuf. Dazu kommt noch, daß das Leiden - wie bereits erwähnt - schärfer empfunden wird, da der dichte Körper den Schmerz nicht mehr dämpfen kann. Vielleicht ist deshalb die Schnelligkeit des Lebens verdreifacht, damit die Leiden durch die Verkürzung das verlieren, was sie an Stärke gewinnen. Das Maß der Natur ist wunderbar gerecht und wahr.

   Es gibt noch ein anderes Charakteristikum, das mit dieser Phase des Zustandes nach dem Tod zusammenhängt. Es ist die Tatsache, daß in der Empfindungswelt (wie bereits erwähnt) Entfernungen so gut wie aufgehoben sind. Wenn der Mensch stirbt, so scheint er auf einmal in seinen Lebens- leib hineinzuschwellen, der ungeheure Ausdehnungen an- zunehmen scheint. Nicht der Körper wächst wirklich, son- dern die Aufnahmefähigkeit wird von vielen Eindrücken aus verschiedenen Quellen, die alle ganz nahe zu sein scheinen, getroffen. Dasselbe gilt auch vom Empfindungsleib. Es scheint dem Menschen so, als sei er bei allen Menschen ge- genwärtig, mit denen er auf der Erde in einer Art von Beziehung stand, die nun einer Korrektur bedürfen. Wenn er einen Menschen in San Franzisko und einen in New York verletzt hat, so scheint es ihm, als wenn ein Teil von ihm an jedem der beiden Orte wäre, was das Gefühl des Zerstückelt- seins hervorruft.

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   Der Schüler wird nun die Bedeutung des Panoramas über das vergangene Leben während des reinigenden Daseins verstehen, weil dort diese Lebensübersicht in scharf um- grenzten Gefühlen verwirklicht wird. Wenn es lange dauerte und der Mensch nicht gestört wurde, so macht ein voll und klar dem Empfindungsleib eingegrabener Eindruck das Leben in der Empfindungswelt lebendiger und bewußter. Die Reinigung kann dann gründlicher vor sich gehen, als wenn nach dem Tod am Totenbett laute Ausbrüche der Verzweif- lung und des Kummers den Abgeschiedenen nur einen verschwommenen Eindruck seines vergangenen Lebens gewinnen lassen. Der Geist, der seinem Empfindungsleib einen tiefen und klaren Eindruck eingeprägt hat, wird die Fehler seines vergangenen Lebens viel klarer und bestimmter fühlen, als wenn die Bilder verschwommen geblieben wären, weil seine Aufmerksamkeit durch die Leiden und den Kummer seiner Umgebung abgelenkt wurde. Das Gefühl, die Ursachen seiner Leiden in der Empfindungswelt betreffend, wird viel bestimmter sein, wenn es von einem deutlichen Eindruck des Panoramas herrührt, als wenn die Dauer des Vorganges nur kurz wäre.

   Dieses scharf und klar umrissene Gefühl ist für die zu- künftigen Leben von größtem Wert. Es drückt dem Keim- atom des Empfindungsleibes ein unauslöschliches Merkmal von sich auf. Die Erfahrungen werden in künftigen Leben vergessen sein, das Gefühl aber wird bleiben. Wenn sich in späteren Leben Gelegenheiten bieten, die Fehler zu wie- derholen, so wird das Gefühl klar und unfehlbar davor warnen. Es ist die "stille, kleine Stimme", die uns warnt, ob- wohl wir nicht wissen warum. Aber je klarer und bestimmter das Panorama des vergangenen Lebens gewesen ist, desto öfter, stärker und klarer werden wir diese Stimme hören.

   Daraus ersehen wir, wie wichtig es ist, die hinübergehende Seele nach dem Tod völlig in Ruhe zu lassen. Handeln wir entsprechend, so helfen wir ihr, dem eben beendeten Leben den größten Nutzen zu entziehen und die Wiederholung derselben Fehler in künftigen Leben zu vermeiden, während

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unsere selbstsüchtigen, hysterischen Klagen ihr viel vom Nutzen des soeben abgeschlossenen Lebens rauben können.

   Die Aufgabe des Fegefeuers ist, die üblen Gewohnheiten dadurch auszumerzen, daß ihre Befriedigung unmöglich wird. Der Mensch leidet genau so, wie er andere durch seine Unehrlichkeit, seine Grausamkeit, seine Unduldsamkeit usw. leiden ließ. Aus diesen Leiden lernt er in künftigen Leben gegen andere gütig, ehrlich und nachsichtig zu sein. So lernt er als Folge dieses heilbringenden Zustandes Tugend und richtiges Handeln. Wenn er wiedergeboren wird, ist er frei von üblen Gewohnheiten; jeder begangene Fehltritt ent- springt dann dem freien Willen. Der Hang, das Böse aus vergangenen Leben zu wiederholen, bleibt zurück, denn wir müssen lernen, das Rechte bewußt und aus freiem Willen zu tun. Gelegentlich versuchen uns diese Neigungen und geben uns dadurch Gelegenheit, uns auf die Seite der Rechtschaf- fenheit und Tugend oder auf die Seite des Lasters und der Grausamkeit zu stellen. Das Gefühl aber, das aus der Reinigung von den Fehlern und aus der Austilgung der üblen Taten der vergangenen Leben erwächst, hilft uns, die rechte Handlungsweise zu erkennen und widerstandsfähig gegen die Fallstricke und Ränke der Versuchung zu sein.

   Wenn wir dieses Gefühl beachten und uns von dem beson- deren, damit verbundenen Übel fernhalten, wird die Ver- suchung aufhören. Wir haben uns für alle Zeiten davon be- freit. Geben wir nach, so werden wir schwerer als vorher leiden, bis wir endlich gelernt haben, nach der goldenen Regel zu leben, denn der Weg des Übertreters ist hart. Aber selbst dann ist das Endziel noch nicht erreicht.

   Anderen Gutes tun, damit sie uns wieder Gutes tun, ist im höchsten Grad selbstsüchtig. Wir müssen mit der Zeit lernen, das Gute ohne Rücksicht darauf zu tun, wie wir von anderen behandelt werden. Christus sagt, wir müssen selbst unsere Feinde lieben.

   Eine unschätzbare Wohltat ist es, über die Methode und den Zweck dieser Reinigung unterrichtet zu sein, weil es uns

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dadurch möglich wird, unser Fegefeuer schon hier und jetzt Tag für Tag zu durchleben, um dadurch viel schneller vorwärts zu kommen, als dies sonst möglich gewesen wäre. Im späteren Teil dieses Buches wird eine Übung angegeben, deren Zweck die Reinigung ist, die wir zur Entwicklung des geistigen Sehens benötigen.

   Sie besteht darin, die Ereignisse des Tages zu überdenken, ehe man sich zur Ruhe begibt. Wir lassen alle Ereignisse des Tages in umgekehrter Reihenfolge an uns vorüberziehen, richten unser Besonderes Augenmerk auf ihre moralische Seite und überlegen, ob wir in jedem einzelnen Fall - was Taten, geistige Haltung und Gewohnheiten betrifft - recht oder unrecht gehandelt haben.

   Wenn wir uns auf diese Weise selbst kritisieren und suchen, Fehler und Übeltaten zu verbessern, können wir die Reinigungszeit im Fegefeuer wesentlich abkürzen, vielleicht sogar unnötig machen und nach dem Tod unmittelbar in den ersten Himmel eingehen. Wenn wir so unsere Schwächen be- wusst bekämpfen, machen wir auch sehr wesentliche Fort- chritte auf unserem Entwicklungsweg. Selbst wenn es uns nicht gelingt, unsere Taten zu berichtigen, so ziehen wir doch ausserordentlichen Vorteil aus unserer Selbstkritik, da wir dadurch Neigungen zum Guten schaffen, die sich im Lauf der Zeit unfehlbar als rechte Handlungen verwirklichen müssen.

   Wenn wir die Tagesereignisse überblicken und uns für die Fehler tadeln, so dürfen wir auch nicht vergessen, auf unpersönliche Weise unsere guten Taten anzuerkennen und uns zu entschliessen, noch besser zu handeln. So fördern wir das Gute durch Anerkennung und verringern das Böse durch Tadel.

   Reue und Besserung sind ebenfalls mächtige Faktoren zur Abkürzung des Reinigungszustandes, denn die Natur ver- schwendet niemals Anstrengungen in nutzlosen Vorgängen. Wenn wir uns des Unrechts verschiedener Gewohnheiten und Taten aus unserem vergangenen Leben bewusst werden und den Entschluss fassen, das Unrecht gutzumachen und die üble Gewohnheit abzulegen, tilgen wir ihr Bild aus dem unterbe- wussten Gedächtnis; sie können somit nach dem Tod nicht

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mehr über uns zu Gericht sitzen. Selbst wenn wir nicht fähig sind, unser Unrecht gutzumachen, so genügt die Aufrichtig- keit unserer Reue. Das Ziel der Natur ist nicht Rache. Unsere Opfer werden auf andere Art und Weise Genugtuung er- halten.

   Es können von einem Menschen viele dem künftigen Leben vorgehaltene Fortschritte erreicht werden, wenn er der Zeit vorauseilt, indem er sich selbst richtet und seine Fehler und Laster durch Verbesserung seines Charakters austilgt. Diese Übung wird dringend empfohlen. Sie ist vielleicht die wichtigste Lehre dieses Werkes.

Das Grenzland

   Das Fegefeuer nimmt die drei niederen Regionen der Empfingungswelt ein. Der erste Himmel befindet sich in den drei oberen Regionen. Die mittlere Region ist eine Art Grenzland, weder Himmel noch Hölle. Hier finden wir Men- schen, die ehrlich und rechtschaffen waren, die niemand Unrecht taten, die aber so in ihre geschäftlichen Angelegen- heiten vertieft waren, dass sie niemals an ein höheres Leben dachten. Für sie ist die Empfindungswelt ein Zustand unbeschreiblicher Einförmigkeit.

   Hier gibt es keine "Geschäfte" noch irgend etwas, das an ihre Stelle treten könnte. Sie machen eine harte Zeit durch, bis sie an etwas anderes denken lernen, als an Geschäfts- bücher und Zahlungsverpflichtungen. Auch Menschen, die über das Problem des Lebens nachdachten und zu dem Schluss kamen, dass "der Tod das Ende von allem sei", und die das Bestehen von übersinnlichen Dingen leugneten, fühlen diese fürchterliche Einförmigkeit. Sie hatten Ver- nichtung des Bewusstseins erwartet und finden sich nun mit geschärfter Aufnahmefähigkeit für Menschen und Dinge ihrer Umgebung wieder. Sie waren gewohnt, diese Dinge so energisch zu leugnen, dass sie oft glauben, die Empfindungs- welt sei eine Sinnestäuschung, und nicht selten kann man sie in tiefer Verzweiflung rufen hören:"Wann wird das enden?"

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   Diese Menschen sind wirklich in einem bedauernswerten Zustand. Sie sind gewöhnlich außerhalb des Bereiches jeder Hilfe und leiden viel länger als die meisten anderen. Sie haben außerdem fast kein Leben in der himmlischen Welt, wo der Aufbau der Körper zum künftigen Gebrauch gelehrt wird, und so werfen sie alle ihre kristallisierenden Gedanken in irgendeinen Körper, den sie für ihr zukünftiges Leben erbauen.

   So entsteht ein Körper, der die verhärtenden Neigungen hat, wie wir sie z.B. bei Lungenkranken sehen können. Manchmal bringen die Leiden, die einem so gebrechlichen Körper anhaften, die Gedanken des Menschen zu Gott und ihre Entwicklung kann vorwärtsschreiten. Aber im materiali- stischen Intellekt liegt die größte Gefahr, die Verbindung mit dem Geist (spirit) zu verlieren und ein Ausgestoßener zu werden. Darum waren die Älteren Brüder während des letzten Jahrhunderts sehr ernsthaft um das Schicksal der westlichen Welt besorgt, und wenn sie sich nicht so segen- bringend bemüht hätten, wäre eine verheerende soziale Umwälzung die Folge gewesen, gegen welche die französi- sche Revolution nur ein Kinderspiel gewesen wäre.

   Der geübte Hellseher sieht, wie knapp die Menschheit vernichtendem Unheil entgangen ist, das ganze Erdteile ins Meer gefegt hätte. Der Leser wird in Kapitel 18 eine eingehende und vollständige Darlegung der Beziehung zwischen dem Materialismus und den vulkanischen Aus- brüchen finden; die Liste der Vesuvausbrüche scheint das Bestehen einer solchen Beziehung zu bestätigen, will man sie nicht als "Zufall" bezeichnen, wie es der Skeptiker üblicher- weise gerne tut, wenn er Tatsachen und Zahlen nicht er- klären kann.

Der erste Himmel

   Wenn der Aufenthalt im Fegefeuer vorüber ist, steigt der gereinigte Geist (spirit) in den ersten Himmel auf, der sich in den drei höchsten Regionen der Empfindungswelt befin-

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det, wo die Resultate seiner Leiden dem Keimatom des Empfindungsleibes einverleibt werden.

   Dieses Keimatom übermittelt ihm die Fähigkeit zum richtigen Fühlen und schafft für die Zukunft einen Antrieb zum Guten und eine Abschreckung vom Bösen. Hier entrollt sich das Panorama des vergangenen Lebens abermals in umgekehrter Reihenfolge, nur sind es hier die guten Taten, welche die Grundlage der Gefühle bilden. Wenn wir zu den Szenen kommen, in denen wir anderen halfen, so erleben wir nochmals die Freude des Helfens, die wir in diesem Augen- blick genossen und fühlen noch dazu die Dankbarkeit des Empfängers unserer Hilfe. Und wenn wir zu den Szenen kommen, in denen uns geholfen wurde, fühlen wir nochmals alle Dankbarkeit, die wir für unsere Wohltäter hegten. Daraus sehen wir die Wichtigkeit, die uns erwiesenen Guttaten dankbar anzuerkennen, denn die Dankbarkeit trägt zum Seelenwachstum bei. Unser Glück im Himmel hängt davon ab, wieviel Freude wir anderen bereiteten und daß wir anerkannten, was andere für uns Gutes taten.

   Man sei sich dessen bewußt, daß die Macht des Gebens nicht immer mit Reichtum verbunden ist. Unüberlegtes Geben von Geld kann sogar von Übel sein. Es ist richtig, für einen guten Zweck Geld zu geben, aber ein Dienst ist tausendmal besser. Wie Whitman sagt:

  

    "Sieh! Nicht Lehren ich geb`, noch Almosen;
    Wenn ich gebe, so geb` ich mich selbst!"

   Ein freundlicher Blick, der Ausdruck des Vertrauens, eine mitfühlende und liebevolle Hilfsbereitschaft - diese Gaben können von allen ohne Unterschied des Wohlstands gegeben werden. Noch mehr! Wir sollten vor allen Dingen dem Bedürftigen helfen, sich selbst zu helfen, sei es finanziell, moralisch oder geistig. Wir sollen ihn nicht von uns oder anderen abhängig machen.

   Der ethische Wert des Gebens und die geistige Lehre, die der Gebende durch seine Gabe empfängt, wird in schönster Weise in Lowell's Gedicht "Die Vision des Sir Launfal" ge- zeigt. Der junge und ehrgeizige Ritter, Sir Launfal, reitet in

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blitzender Rüstung auf prachtvollem Streitroß aus seiner Burg, um den heiligen Gral zu suchen. Auf seinem Schild glänzt das Kreuz, das Zeichen der Güte und des Mitgefühls unseres sanftmütigen und bescheidenen Heilands. Doch das Herz des Ritters ist erfüllt von Stolz und hochmütiger Verachtung für die Armen und Bedürftigen. Er begegnet einem Aussätzigen, der um ein Almosen bittet, und wirft ihm mit verächtlichem Stirnrunzeln eine Münze hin, so wie man einem Hund den Knochen vorwirft. Doch:

  

    "Nicht hob der Sieche das Gold vom Grund.
    Die Kruste, gespart von des Armen Mund,
    Der Segen des Armen ist besser fürwahr,
    Verlaß ich sein Haus gleich nackt und bar.
    Was die Hand nur erfaßt, scheint dem Bettler gering.
    Es bleibt ihm das Gold nur ein wertloses Ding,
    Wenn die Pflicht alleine zum Geben ihn zwang.
    Wer aber von seinem sehr Wenigen gibt,
    dem verborgenen Christus, den er so liebt,
    Zeigt Schönheit des Herzens, die alles durchdringt,
    Als Band, das erhaltend um alle sich schlingt.
    Sein Geschenk ist so groß, daß die Hand es nicht faßt,
    Das Herz nur bezwingt die kostbare Last,
    Denn ihr folgt ein Gott und bringt sie als Hort
    Zur im Dunklen verhungernden Seele fort."

   Bei seiner Rückkehr findet Sir Launfal einen anderen im Besitz seines Schloßes, und er wird vom Tor vertrieben.

  

    "Ein alter Mann, zermürbt vom Gram,
    Vom heil`gen Gral zurück er kam.
    Des Reichtums Verlust, er achtet ihn nicht,
    Kein Kreuz mehr erstrahlt vom Gewande so schlicht.
    Doch tief im Herzen das Zeichen ihm stand,
    Des Armen und Leidenden trostreiches Pfand."

   Wieder begegnet er einem Aussätzigen, der ihn um ein Almosen bittet. Diesmal erwidert der Ritter anders.

  

    "Und der Ritter sagte: 'Du bist mir ein Bild
    Des gekreuzigten Heilands, so gütig und mild;
    Auch dich hat die Welt mit Dornen gekrönt,
    Auch dich hat getreten sie und verhöhnt,
    Dein Leben mit heiligem Schmerz empfand
    Die Wunden in Seite und Fuß und Hand.
    Marias Sohn, sei gnädig mit mir,
    Durch ihn, mein Bruder, schenke ich dir!'"

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   Ein Blick in das Auge des Aussätzigen bringt ihm Erinne- rung und Wiedererkennen und

  

    "Zu Asch` und Staub ward ihm das Herz,
    Die Brotkruste brach er, so hart wie Erz,
    An des Baches Rand brach er das Eis
    Und reichte dem Armen Trank und Speis.

   Eine Wandlung tritt ein:

  

    Der ächzte nicht länger arm und beraubt,
    Ein Glorienschein umstrahlte sein Haupt,
    Und die Stimme, die sanfter als Schweigen, spricht:
    'Ich bin es!' Steh auf und fürchte dich nicht!
    In manchem Land, als des Kampfes Frucht,
    Hast du den Gral vergeblich gesucht:
    Sieh, er ist hier, in deiner Hand -
    Gefüllt für mich an des Baches Rand.
    Dies Krüstlein - mein Leib, der für dich zerbrach,
    Mein vergossenes Blut - die Flut aus dem Bach:
    So wird zum heiligen Abendmahl,
    Was wir teilen mit anderer Not und Qual;
    Nicht was wir spenden, wie wir teilen im Leben,
    Denn ohne Herz ist es ein dürftig Geben;
    Gibst mit der Gabe selber du dich,
    So nährst du dich selbst, den Armen und mich!"

   Der erste Himmel ist der Ort der Freude, ohne einen ein- zigen Tropfen Bitterkeit. Der Geist schwebt über den ma- teriellen, irdischen Zuständen und nimmt alles Gute aus sei- nem vergangenen Leben auf, so wie es an ihm vorüberzieht. Hier erfüllen sich ihm alle edlen Bestrebungen im vollsten Maß, welche auf der Erde nur angebahnt wurden. Er ist der Ort der Ruhe, und je härter das Leben mit dem Menschen umgesprungen ist, desto süßer wird die Ruhe empfunden werden. Krankheit, Kummer und Schmerz sind unbekannte Erscheinungen.

   Hier ist das Sommerland der Spiritualisten, hier ist der Ort, an dem die Gedanken der frommen Christen das neue Jerusalem aufgebaut haben. Menschen, die nach dem Besitz schöner Häuser, Blumen und dergleichen strebten, haben das alles hier; sie erbauen sich diese Dinge aus dem feinen Empfindungsstoff. Und trotzdem sind diese Dinge für sie

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ebenso wirklich und körperlich, wie für uns die materiellen Häuser. Hier erfahren alle die Befriedigung, die ihnen im Erdenleben nicht zuteil wurde.

   Eine Klasse führt hier ein besonders schönes Leben: die Kinder. Wenn wir sie sehen könnten, hätte unser Kummer schnell ein Ende. Wenn ein Kind vor der Geburt des Emp- findungsleibes stirbt, die ungefähr um das vierzehnte Jahr erfolgt, so steigt es nicht höher, als in den ersten Himmel. Das ist so, weil es für seine Handlungen so wenig ver- antwortlich ist wie das ungeborene Kind für die Schmerzen, die es seiner Mutter durch seine Bewegungen in ihrem Schoß macht. Deshalb hat das Kind kein Leben im Fegefeu- er. Was nicht lebendig wurde, kann nicht sterben, und so bleibt der Empfindungsleib des Kindes mit seinem Intellekt bis zu einer neuen Geburt bestehen. Aus diesem Grund können sich Kinder oft an ihr früheres Erdenleben erinnern, wie wir dies in einem späteren Beispiel sehen werden.

   Für solche Kinder ist der erste Himmel ein Warteplatz, wo sie von einem bis zwanzig Jahre bleiben, bis sich eine Gelegenheit zu einer neuen Geburt bietet. Doch ist er nicht nur ein Warteplatz, da während dieser Zeit viele Fortschritte gemacht werden.

   Stirbt ein Kind, so wird es immer von irgend einem Ver- wandten erwartet oder, sollte das unmöglich sein, so gibt es Menschen, die im Leben gerne Kinder "bemutterten" und sich nun freudig des kleinen verlassenen Wesens annehmen. Die außerordentliche Bildsamkeit des Empfindungsstoffes macht es leicht, die herrlichsten lebenden Spielzeuge für die Kinder zu schaffen, und ihr Leben ist ein einziges schönes Spiel. Ihr Unterricht wird aber dabei nicht vernachlässigt. Sie werden je nach ihrem Temperament, ohne Rücksicht auf ihr Alter, in Klassen geteilt.

   In der Empfindungswelt ist es leicht, Anschauungsunter- richt über den Einfluß von guten und bösen Leidenschaften in bezug auf Verhalten und Glück zu geben. Diese Lehren

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prägen sich dem empfindsamen und aufnahmefähigen Empfindungsleib des Kindes unauslöschlich ein und ver- bleiben in ihm auch nach seiner Wiedergeburt, so daß mancher, der ein edles Leben lebt, den Dank dafür zum großen Teil dieser Erziehung schuldet. Oftmals, wenn ein schwacher Geist geboren wird, lassen ihn die Mitleidigen (die unsichtbaren Führer, die unsere Entwicklung lenken) in frühen Jahren sterben, damit er diese besondere Erziehung erhalte, um ihn für ein möglicherweise hartes Leben vor- zubereiten.

   Das scheint besonders dann der Fall zu sein, wenn die Schrift im Empfindungsleib schwach war, weil der Sterbende durch die Klagen seiner Angehörigen gestört wurde, oder weil er auf dem Schlachtfeld oder durch einen Unglücksfall starb. So konnte er in seinem Leben nach dem Tod nicht die nötige Intensität der Gefühle erfahren. Dieser Mangel wird ausgeglichen, wenn er geboren wird und im frühen Kindesal- ter stirbt.

   Oftmals fällt die Pflicht, sich im himmlischen Leben um ein solches Kind zu kümmern, denen zu, die diese Un- regelmäßigkeit verursacht haben. Sie erhalten dadurch Gelegenheit, ihre Schuld gutzumachen und lernen sich zu bessern. Oder vielleicht werden sie die Eltern der Geschä- digten und haben die Pflicht, in den wenigen Erdenjahren, die jene leben, für sie zu sorgen. Es stört dann nicht, wenn sie bei ihrem Tod in hysterisches Wehklagen ausbrechen, da sich dann im Lebensleib eines Kindes noch keine Bilder für irgendeine Folgewirkung befinden würden.

   Dieser Himmel ist auch ein Ort des Fortschritts für alle, die lernbegierig, künstlerisch begabt oder menschenfreundlich waren. Der Studierende und der Philosoph haben unmittel- baren Zutritt zu allen Büchereien der Welt. Der Maler genießt endlose Wonnen durch die immer wechselnden Zusammenstellungen der Farben. Bald lernt er, daß seine Gedanken diese Farben verbinden und nach seinem Willen formen. Seine Schöpfungen leuchten und glitzern in einer Lebendigkeit, wie dies jemandem unmöglich ist, der mit den

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trüben Erdfarben arbeitet. Er malt mit lebendigem, glühen- dem Material und kann seine Entwürfe mit einer Leichtigkeit ausführen, die seine Seele mit Freude erfüllt.

   Der Musiker hat hier noch nicht den Ort erreicht, an dem seine Kunst voll zum Ausdruck gelangt. Die physische Welt ist die Welt der Form. Die Empfindungswelt, in der wir das Fegefeuer und den ersten Himmel finden, ist vorwiegend die Welt der Farbe. Aber die Gedankenwelt, der zweite und dritte Himmel, ist die Sphäre des Tones. Himmlische Musik ist eine Tatsache und nicht nur eine Redewendung.

   Pythagoras fabelte nicht, wenn er von der Musik der Sphären sprach, denn jeder der Himmelskörper hat seinen bestimmten Ton, und sie tönen zusammen zur himmlischen Symphonie, welche Goethe auch im Prolog zum "Faust" - dessen Schauplatz im Himmel liegt - erwähnt. Der Erzengel Raphael spricht:

  

    "Die Sonne tönt nach alter Weise
    In Brudersphären Wettgesang,
    Und ihre vorgeschrieb'ne Reise
    Vollendet sie mit Donnergang."

   Selbst hier in der physischen Welt erreichen uns Wider- klänge der himmlischen Musik. Sie sind unser kostbarstes Gut, obwohl sie flüchtig wie ein Irrlicht sind und nicht wie andere Kunstwerke für die Dauer geschaffen werden können, wie eine Statue, ein Bild oder ein Buch. In der physischen Welt stirbt und verschwindet der Ton, nachdem er geboren wurde. Im ersten Himmel sind naturgemäß diese Wider- klänge schöner und dauernder, daher hört der Musiker hier süßere Weisen als in seinem Erdenleben.

   Die Erfahrungen des Dichters sind denen des Musikers verwandt. Die Dichtkunst ist der wörtliche Ausdruck der innersten Seelengefühle, nach denselben Gesetzen der Har- monie und des Rhythmus angeordnet, die auch die musikali- schen Schöpfungen (outpouring) des Geistes beherrschen. Hierzu kommt noch, daß der Dichter eine herrliche Anre-

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gung in den für die Empfindungswelt charakteristischen Bildern und Farben findet. Von dort entnimmt er die Anregungen zu seinen Schöpfungen im nächsten Erdenleben. Ebenso sammelt sich der Schriftsteller Fähigkeit und Material an.

   Der Philanthrop arbeitet seine altruistischen Pläne zur Hebung des Menschengeschlechtes aus. Wenn er in einem Leben Mißerfolg hatte, so wird ihm im ersten Himmel klar, woran das lag, und er wird lernen, Hindernisse zu über- winden und Fehler, die seine Pläne undurchführbar machten, zu vermeiden.

   Endlich ist der Zeitpunkt erreicht, wo die Leiden des Fegefeuers mit den Freuden, die den guten Werken des vergangenen Lebens entsprangen, im Keim des Empfin- dungsleibes niedergelegt werden. Sie bilden zusammen das, was wir Gewissen nennen, unseren Warner vor üblen Taten als den Erzeugern der Schmerzen und unseren Antrieb zum Guten, als der Quelle von Glück und Freude. Dann überläßt der Mensch seinen Empfindungsleib dem Verfall, wie er es einst mit dem dichten Körper und dem Lebensleib tat. Er nimmt nur die Kräfte des Keimatoms mit sich, die den Kern des zukünftigen Empfindungsleibes bilden werden, wie sie die dauernden Bestandteile seiner vergangenen Empfindungs- träger waren.

   Wie bereits erwähnt, werden die Kräfte dem Keimatom entzogen. Für den Materialisten sind Kraft und Materie untrennbar. Der Okkultist denkt darüber anders. Ihm sind sie nicht zwei vollkommen verschiedene und getrennte Begriffe, sondern die beiden Pole eines Geistes.

  

    Materie ist kristallisierter Geist.
    Kraft ist derselbe noch unkristallisierte Geist (spirit).

   Das wurde bereits gesagt, aber es kann nicht fest genug eingeprägt werden. In dieser Beziehung ist das Beispiel von der Schnecke sehr hilfreich.

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   Die Materie, die kristallisierter Geist ist, entspricht dem Schneckenhaus, das kristallisierte Schnecke ist. Die chemi- sche Kraft, die Materie bewegt, macht sie zum Erbauen der Form brauchbar, und auch hier ist die Schnecke, welche ihr Haus bewegt, ein gutes Bild. Was jetzt Schnecke ist, wird mit der Zeit Haus werden, und was jetzt Kraft ist, wird mit der Zeit - wenn ihr Kristallisationsprozeß fortschreitet - Materie werden.

   Aber auch der entgegengesetzte Vorgang, Materie wieder in Geist aufzulösen, findet fortdauernd statt. Die gröbere Phase dieses Prozesses sehen wir als Verfall, wenn ein Mensch seine Träger zurückläßt, denn zu dieser Zeit läßt sich der Geist eines Atoms leichter von dem gröberen Geist trennen, der sich als Materie manifestiert hatte.


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